Krise der Globalisierung

in: Ammer, C.; Kärger, J. (Hrsg.): Migration. Dynamische Prozesse in Natur und Gesellschaft, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 2019, 93-118

Zusammenfassung: Globalisierung bezeichnet den Prozess des Aufbaus, der Verdichtung und der zunehmenden Bedeutung weltweiter Vernetzungen, die durch dauerhafte und institutionell untermauerte Interaktionen zwischen Individuen und Gruppen gekennzeichnet sind. Realwirtschaftliche internationale Integration hat positive gesamtwirtschaftliche Effekte: Wenn ein Produkt in einem anderen Land günstiger als im eigenen hergestellt werden kann, dann ist es ökonomisch sinnvoll, das Produkt nicht selbst herzustellen, sondern einzukaufen. Wie groß allerdings die Effekte von handelsfördernder internationaler Integrationspolitik sind, ist unklar. Große Unklarheit besteht auch über die Verteilungseffekte der internationalen Arbeitsteilung. Die Tatsache, dass Globalisierung in einigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften von einer Mehrheit der Bevölkerung nicht als wirtschaftlich positiv beurteilt wird, kann als Krise der Globalisierung bezeichnet werden und deutet daraufhin, dass die Wohlstandsgewinne des internationalen Handels ungleich verteilt sind. Dies birgt auf internationaler Ebene die Gefahr zunehmender Handelskonflikte und auf nationaler Ebene die Gefahr zunehmender nationalistischer Tendenzen. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welcher Zusammenhang zwischen der internationalen Migration und der internationalen Arbeitsteilung und der Einkommensverteilung besteht. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass die Beteiligung derjenigen an den gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsgewinnen, die nicht unmittelbar von der Globalisierung profitieren, wichtig für die Stabilität und Nachhaltigkeit des Wirtschaftens ist.

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